Radtour Deutsch-Deutscher Radweg Teil 1

Geschrieben von Peggy am 25. September 2022

Ich hegte schon länger den Wunsch, die ehemalige innerdeutsche Grenze bekannt auch unter dem Namen Grünes Band mit dem Fahrrad zu erkunden. Nach zwei Corona-Jahren war es nun dieses Jahr (2022) soweit und wir machten uns auf den Weg Teil 1 des Radweges EuroVelo 13 vom Dreiländereck bis nach Schwickershausen zu erradeln. Wir fuhren in 7 Tagen insgesamt 306 km.

Die einzelnen Streckenabschnitte planten wir mit Hilfe des bikeline Radtourenbuches Deutsch-Deutscher Radweg [1]. Diesmal machten wir nicht den gleichen Fehler wie in Norwegen und legten gleich kürzere Abschnitte fest, um genügend Zeit für Besichtigungen zu haben.

Der Radweg EuroVelo 13 führt nicht exakt entlang der ehemaligen Grenze, sondern größtenteils auf befestigten Straßen in der Nähe und wechselt dabei immer wieder zwischen „Ost“ und „West“. Auf manchen Teilabschnitten kommt man allerdings auch in den Genuss des Plattenweges, welcher für schmale Reifen aufgrund der Lochplatten schnell zum Verhängnis werden kann. Die Beschilderung könnte an manchen Stellen verbessert werden. Wir mussten uns insgesamt öfters am GPS-Track orientieren, um auf Kurs zu bleiben.

Wir buchten die Unterkünfte im Vorfeld, was sich im Nachhinein als sinnvoll herausgestellte. Obwohl wir zu einer Zeit (Anfang Mai) fuhren, in der keine Ferien lagen, war es mitunter schwierig noch Zimmer zu ergattern. Gerade Buchungen am Wochenende können zur Herausforderung werden. Unterwegs trafen wir eine Frau, welche auf gut Glück ihre Übernachtungsmöglichkeiten suchte und sie fand dann nur noch mit Hilfe der Einheimischen eine solche.

Auf der unten folgenden Übersichtskarte ist die ehemalige Grenze als grüne dickere Linie dargestellt. Daran entlang schlängeln sich die einzelnen Etappen abwechselnd in Rot und Blau unseres Routenverlaufs. Die Anfahrtsstrecke von Hof zum Dreiländereck und die Schlussstrecke von Schwickershausen zum Bahnhof in Rentwertshausen sind in hellblau dargestellt. Wir reisten mit der Bahn von Rodgau nach Hof an, übernachteten dort und fuhren am darauffolgenden Tag frisch gestärkt los. Für den letzten Tag planten wir die Strecke zum Bahnhof und die Rückreise mit der Bahn mit ein.

(Kartengrundlage: OpenStreetMap https://www.openstreetmap.org/copyright)

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Tag 1

Fahrt von Hof zum Dreiländereck nach Tiefengrün
Länge: 53,7 km
Übernachtung im Gasthaus Zur Hulda [2] in Tiefengrün
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Sehenswert auf dieser Etappe ist zum einen das Dreiländereck und das Dorf Mödlareuth.

Am Dreiländereck stößt man auf einen kleinen Bachlauf, welcher die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien aufzeigt. Lediglich ein Schild und ein paar Grenzsteine weisen einen darauf hin, dass man hier, folgt man einer kleinen Brücke, eine Staatsgrenze passiert.

Das Dorf Mödlareuth erlangte seine Bekanntheit sicherlich auch durch die Serie „Tannbach“, welche das Schicksal dieses Dorfes erzählte. Das Dorf war seit 1949 in eine sowjetische und eine amerikanische Besatzungszone geteilt, was 1966 nochmals durch den Bau einer 700 m langen und 3,30 m hohen Betonmauer verdeutlicht wurde. Heute kann man sich im Deutsch-Deutschen Museum darüber informieren.

Auf unserem Weg passierten wir auch den Bahnhof Gutenfürst, welcher der letzte Bahnhof auf ostdeutscher Seite vor der Grenze war. Hier fuhren während der Teilung Interzonenzüge von Berlin nach München, welche für Fahrgäste der DDR tabu waren.

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Tag 2

Fahrt von Tiefengrün nach Schmiedebach
Länge: 40,3 km
Übernachtung im Gasthaus zur Linde [3] in Schmiedebach
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Der EuroVelo 13 folgt auf diesem Teilstück größtenteils dem Rennsteig-Radweg.

Kurz vor Brennersgrün hat man einen sehr guten Blick auf den ehemalige Grenzverlauf mit seinem Plattenweg.

Auf dieser Etappe besichtigten wir die KZ-Gedenkstätte „Laura“ [4] - ein Außenlager von Buchenwald, welche sich in unserem Übernachtungsort Schmiedebach befand.

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Tag 3

Fahrt von Schmiedebach nach Haig
Länge: 53 km
Übernachtung im Landgasthof Detsch [5] in Haig
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Erwähnenswert auf dieser Strecke ist die Thüringer Warte, welche 1963 auf der bayrischen Seite erbaut wurde und nur ca. 200 m von der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze entfernt steht. Sie galt bis zur Wende als „Schaufenster“ in das andere Deutschland und bietet auch heute noch einen schönen Blick nach Thüringen. Im Inneren befindet sich eine Dauerausstellung zur Geschichte der innerdeutschen Grenze.

Kurz nach der Thüringer Warte befuhren wir wieder ein Teilstück des Plattenweges. Hier wartete ein besonders steiler Anstieg auf uns, welcher mich persönlich fast überforderte. Selbst das Hochschieben des Rades war nur mit kleinen Pausen möglich.

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Tag 4

Fahrt von Haig nach Rödental
Länge: 29,6 km
Übernachtung im Gasthof Sauerteig [6] in Rödental
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Auf unserer kürzesten Etappe kamen wir an dem geschleiften Dorf Liebau vorbei. Hier erinnert nur noch ein Lageplan und ein Gedenkstein an das ehemalige Dorf.

Ab Sonneberg bzw. Neustadt/Coburg entfernt man sich ein ganzes Stück von der ehemaligen Grenze, um ein unnötiges Auf und Ab zu umradeln und folgt einem ebenen Radweg bis nach Rödental.

In Rödental ist der weitläufige englische Garten des Schlosses Rosenau sehr sehenswert.

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Tag 5

Fahrt von Rödental nach Streufdorf
Länge: 49,1 km
Übernachtung im Café im Hof [7] in Streufdorf
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Am Froschgrundsee fuhren wir nicht wie im Tourenbuch vorgeschlagen südwestlich sondern nordöstlich vorbei. Die Beschilderung vor Ort verweist auch auf diesen Weg. Allerdings ist dieser Weg nicht immer befahrbar. Je nach Stand des Wassers kann es sein, dass man den anderen Weg nehmen muss.

Hinter Görsdorf trafen wir auf ein noch erhaltenes Stück Betonsperrmauer. Dieses ist heute Teil des Naturschutzgebietes „Görsdorfer Heide“ und dient als Kleintierhotel für z.B. Schmetterlinge, Eidechsen und Fledermäuse.

Mit der Ankunft in Streufdorf kehrte ich für rund 2 Tage in meinen Heimatlandkreis Hildburghausen zurück. Ich bin 1980 in Hildburghausen geboren und wohnte bis 2005 dort.

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Tag 6

Fahrt von Streufdorf nach Rieth
Länge: 37,2 km
Übernachtung im Gasthaus Beyersdorfer [8] in Rieth
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Streufdorf und Rieth liegen auf direktem Weg eigentlich nur ca. 15 km voneinander entfernt, trotzdem kamen wir an diesem Tag aufgrund des zipfelartigen Grenzverlaufes auf 37 km.

Unterwegs besichtigten wir die Veste Heldburg und kamen an den beiden geschleiften Dörfern Billmuthausen und Erlebach vorbei.

An den Ort Billmuthausen erinnert heute nur noch ein Friedhof und ein Trafoturm. Die Inschrift eines Gedenksteines erklärt: „Hier stand von 1340 bis 1978 das Dorf Billmuthausen. 1978 zerstört, die Einwohner vertrieben. Nur die Toten durften bleiben.“

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Tag 7

Fahrt von Rieth nach Schwickershausen nach Rentwertshausen
Länge: 43,1 km
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Auf der letzten Etappe fuhren wir wieder an einem Aussichtsturm - den Bayernturm, welcher auch wie die Thüringer Warte als Aussichtsplattform gen Osten diente, vorbei.

Die Fränkische Saale-Quelle lag ebenfalls auf unserem Weg und kurz vor Behrungen besuchten wir das Deutsch-Deutsche Freilandmuseum, auf dessen Gelände man diverse Grenzsperreinrichtungen besichtigen kann. Auch ist es hier möglich auf eigene Gefahr das sogenannte „Niemandsland“ zwischen den ehemaligen Grenzanlagen bis zur Landesgrenze nach Bayern zu überqueren. Noch 2001 wurde hier in unmittelbarer Nähe eine Tretmine von einem 10-Jährigen gefunden. Auf der bayrischen Seite angekommen, weisen Tafeln mit Erklärungen auf die Grenzanlagen hin.

In Schwickershausen endete der erste Teil unserer Radtour und wir verließen den Routenverlauf Richtung Bahnhof Rentwertshausen, um noch am selben Tag mit der Bahn nach Rodgau zurückzufahren.

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>> Deutsch-Deutscher Radweg Teil 2

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